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                                  Das Männlein
                                      sah sie staunend an, bis große Tränen
                                      in seinen alten Augen standen; es trank
                                      und sprach dann: »Ich bin alt geworden,
                                      aber ich hab' wenige Menschen gesehen,
                                      die so mitleidig wären und ihre Gaben
                                      so schön und herzlich zu spenden wüßten
                                      wie Ihr, Frau Lisbeth. Aber es wird Euch
                                      dafür auch recht wohl gehen auf Erden;
                                      solch ein Herz bleibt nicht unbelohnt.«  
                                    »Nein, und den Lohn soll sie zur
                                      Stelle haben«, schrie eine schreckliche
                                      Stimme, und als sie sich umsahen, war es
                                      Herr Peter mit blutrotem Gesicht.  
                                    »Und sogar meinen Ehrenwein gießest
                                    du aus an Bettelleute, und meinen Mundbecher
                                    gibst du an die Lippen der Straßenläufer?
                                    Da, nimm deinen Lohn!« Frau Lisbeth
                                    stürzte zu seinen Füßen und
                                    bat um Verzeihung; aber das steinerne Herz
                                    kannte kein Mitleid, er drehte die Peitsche
                                    um, die er in der Hand hielt, und schlug
                                    sie mit dem Handgriff von Ebenholz so heftig
                                    vor die schöne Stirne, dass sie
                                    leblos dem alten Mann in die Arme sank. Als
                                    er dies sah, war es doch, als reute ihn die
                                    Tat auf der Stelle; er bückte sich herab,
                                    zu schauen, ob noch Leben in ihr sei, aber
                                    das Männlein sprach mit wohlbekannter
                                    Stimme: »Gib dir keine Mühe, Kohlenpeter;
                                    es war die schönste und lieblichste
                                    Blume im Schwarzwald, aber du hast sie zertreten,
                                    und nie mehr wird sie wieder blühen.«  | 
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